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Bremsen

Wer beim Fahrrad auf das Thema Sicherheit angesprochen wird, landet früher oder später immer bei den Fahrradbremsen. Gerade, wenn Sie mit hoher Geschwindigkeit unterwegs oder abseits von Straßen im Gelände unterwegs sind, müssen Sie sich auf Ihre Bremsen verlassen können. Aber auch in der Innenstadt oder bei Nässe sollten Sie nicht auf eine gute Bremskraft verzichten müssen. n der Fahrradlandschaft gibt es für den Laien mittlwerweile 1001 Bremsen. Die häufigst gestellten Fragen dabei: Wie wirkt die bestimmte Fahrradbremse? Wofür ist Sie geeignet? Und was sind die Vor- und Nachteile?

Unser Bremsen-Ratgeber von Profirad.de beantwortet Ihnen Ihre Fragen und geht dabei unter anderem auf die Aspekte Funktionsweise, Eignung und Preis ein. Grundsätzlich unterscheidet der Hersteller dabei zwischen Nabenbremsen und Felgenbremsen, die einen unterschiedlichen Angriffspunkt der Bremskraft besitzen (Nabe vs. Felge).

1. Die Bremstypen

1.1 Die Felgenbremse

Felgenbremsen sind heutzutage bei Fahrrädern am häufigsten verbreitet. Sie stehen im Gegensatz zur Nabenbremse und erreichen ihre Wirkung durch das alleinige Aufdrücken der Bremsbeläge auf die Felgenflanken des Laufrads. Durch die dabei entstehende Reibung ensteht die Bremswirkung. Die Bremsbeläge bestehen dabei meist aus einer Gummimischung. Unser Bremsen-Ratgeber nennt Ihnen übersichtlich die Vor- und Nachteile der Felgenbremse:

  • geringes Gewicht
  • niedriger Preis
  • leichte Wartbarkeit

  • schlechte Bremswirkung bei Nässe oder Glätte
  • hoher Verschleiß
  • starke Exposition gegenüber Schmutz auf der Felge

Der Profi unterscheidet innerhalb der Felgenbremsen nochmals zwischen Zangenbremsen und sogenannten Cantilever-Bremsen. Je nach Bauform und Montageort gibt es daher zahlreiche Felgenbremstypen. Unser Bremsen-Ratgeber zeigt Ihnen die zwei Wichtigsten:

1.1.1 Zangenbremsen

Die Zangenbremsen haben, wie der Name schon sagt, einen zangenartigen Mechanismus, bei dem der Bremsschuh nach innen zur Felge hin bewegt wird. Hier bildet also der Aufbau der Bremse eine Einheit, die sich im Gesamten bewegt. Sie werden oft auch mit dem Begriff “Seitenzugbremsen” synonym verwendet. Die Bremsarme müssen bei diesem Bremsentyp lang genug sein, um um den Reifen herum zu reichen. Dabei können Sie entweder an einem zentralen Gelenk befestigt sein oder sich um eines oder mehrere zusätzliche Gelenke drehen.

1.1.2 Cantilever-Bremsen

Bremsen: Modell einer Cantilever-Bremse

Eine klassische Cantilever-Bremse

Im Gegensatz zur Zangenbremse besitzen Cantilever-Bremsen (Anm. d. Red.: von englisch: Cantilever, ~ “Kragarm”) zwei separate Bremsarme auf jeweils einer Seite der Felge. Eine Montur einer solchen Bremse ist nur bei speziell dafür ausgelegten Fahrrädern möglich, bei denen eine entsprechende Halterung am Rahmen, der sogenannte “Canti-Sockel”, verbaut ist. Innerhalb der Cantilever-Bremsen unterschiedet man nochmals vier Unterkategorien:

  • Mittelzug-Bremsen:Hier wird der Bremszug noch traditionell in der Mittellinie des Fahrrads nach unten geführt. Für diese Art von Bremsen eignen sich Standard-Bremshebel mit einem kurzen Zug und hoher Bremskraft. Genau wie bei der V-Brake wird bei den klassischen Mittelzug-Cantilever-Bremsen der Sockel unterhalb der Felge montiert.
  • U-Brake: Auch die U-Brake ist eine Mittelzugbremse, bei der die beiden Aufhängpunkte am Sockel jeweils überhalb der Felge montiert sind. U-Brakes waren vor allem in den 1980er-Jahren an Mountainbikes populär, wurden mittlerweile aber quasi komplett von den klassischen Cantilever-Bremsen und den V-Brakes verdrängt.
  • Bremsen: BMX Fahrrad V-Brake

    Eine typische V-Brake

    V-Brake: Die V-Brake besitzt einen separaten Querzug und hat dadurch eine höhere Hebelwirkung. Der Bremszug kommt daher nur bei dieser Bremse von der Seite statt von der Mitte herunter. Im Gegensatz zu klassischen Cantilever-Bremsen benötigen V-Brakes spezielle Bremshebel, da diese Bremse sich durch einen langen Bremszug mit eher niedriger Bremskraft auszeichnet. Seit den 1990er-Jahren werden auf den meisten Fahrrädern V-Brakes verwendet.

  • Roller-Cam-Bremse: Sogenannte Roller-Cam-Bremsen sind Vorläufer der U-Brakes und benutzen dreiseitige Exzenter mit gebogenen Seiten, an dessen flachen Enden der Bremszug befestigt wird. Die Bremsarme sind dabei sägezahnartig geformt. Dadurch erlauben diese Bremsen höhere Hebelübersetzungen. Im Gegensatz zu klassischen Catilever-Bremsen ragen Roller-Cam-Bremsen nicht seitwärts über den Rahmen hinaus.
Info: Falls Sie sich eine Cantilever-Bremse anschaffen wollen, müssen Sie immer beachten, ob diese auf Ihrem Fahrrad verbaut werden kann!

1.2 Die Nabenbremsen

Bremsen: Modell einer Scheibenbremse

3D-Modell einer Scheibenbremse

Nabenbremsen sind auf den meisten Fahrrädern deutlich seltener verbaut als ihr Counterpart, die Felgenbremsen. Typisch für diese Bremsen ist der nahe an der Nabe des Laufrads stattfindende Bremsmechanismus. Die am häufigsten auf Fahrrädern verwendeten Nabenbremsen sind Scheibenbremsen. Gerade bei Kinderfahrrädern werden oft Rücktrittbremsen verbaut. Unser Bremsen-Ratgeber stellt Ihnen die zwei Bremstypen vor.

1.2.1 Die Scheibenbremse

Die Scheibenbremse wurde erst in jüngerer Zeit entwickelt und hat sich speziell im Mountainbike-Bereich schon durchgesetzt. Dabei werden die Bremsbeläge gegen die auf der Nabe liegende Bremsscheibe gedrückt. Man unterscheidet hier drei verschiedene Bauweisen:

  • Die Festsattelbremse: Die sogenannte Festsattelbremse ist die älteste der drei Bauformen. Der Name stammt daher, dass der Sattel mit den Kolben fest in der Radaufhängug verbunden ist. Man benötigt hier Kolben auf beiden Seiten der Bremsscheibe, welche die Beläge gegen die Scheibe drücken.
  • Die Schwimmsattelbremse: Im Gegensatz zur Festsattelbremse kommt diese Bremse mit nur einem Kolben aus. Der Name stamt daher, dass hier nur die Belagführung, nicht aber der Brmeszylinder fest mit der Radaufhängung verbunden ist. Bei Betätigung der Bremse drückt der Bremskolben auf den Bremsbelag auf einer Seite der Bremsscheibe. Dadurch verschiebt sich der Bremssattel, wodurch beide Beläge gleich stark auf die Scheibe drücken.
  • In einer dritten Bauweise drückt ein Bremsbelag gegen die Bremsscheibe und schiebt diese dabei geringfügig auf die Seite. Dadurch drückt diese auf den gegenüberliegenden und unbeweglichen Bremsbelag.

Der Profi unterscheidet zudem zwischen klassischen mechanischen Scheibenbremsen und neueren hydraulischen Scheibenbremsen. Unser Bremsen-Ratgeber vergleicht die beiden Typen:

  • Bei der mechanischen Scheibenbremse findet die Bremswirkung, ähnlich wie bei der Felgenbremse, mechanisch statt. Dabei werden sie über einen Bowdenzug gebremst. Je länger das Kabel dabei wird, desto größer wird die Reibng und damit die Bremskraft. Die meisten mechanischen Bremsen arbeitet dabei mit nur einem Kolben, der die Bremsscheibe gegen den fest im Bremssattel gelagerten Bremsbelag drückt.
  • Bei der hydraulischen Scheibenbremse wird dagegen mit einer Bremsflüssigkeit gebremst. Dabei arbeiten diese Bremsen mit zwei Kolben, welche die Bremsscheibe von beiden Seiten symmetrisch anbremsen. Als Bremsflüssigkeit werden meist entweder Mineralöl oder Auto-Bremsflüssigkeit verwendet.

Profirad.de wägt für Sie Vor- und Nachteile der hydraulischen Scheibenbremse gegeneüber der mechanischen ab:

  • geringere Reibungsverluste
  • bessere Dosierbarkeit und Bremskraft
  • sehr zuverlässig

  • höhere Kosten
  • höhere mechanische Komplexität
  • Spezialwerkzeug für Wartung benötigt

 

Info: Seltener verwendet werden auch die sogenannten semihydraulischen Scheibenbremsen, bei denen die Bremswirkung teils mit einem Bowdenzug und teils mit einer Bremsflüssigkeit erreicht wird. Diese Bremsen konnten sich allerdings nie wirklich durchsetzen.

1.2.2 Die Rücktrittbremse

Rücktrittbremsen gelten meist als veraltet und technisch ausgelastet, erfreuen sich aber gerade in Deutschland und Skandinavien großer Beliebtheit bei Tourenräder oder vor allem Kinderfahrrädern. Die erste Rücktrittbremse wurde bereits im Jahr 1903 von Ernst Sachs produziert.

Es handelt sich dabei um eine Bremse am Hinterrad des Fahrrads, die sich, wie der Name schon vermuten lässt, durch eine Rücktrittbewegung betätigen lässt. Unser Bremsen-Ratgeber unterscheidet dabei zwei grundsätzliche Wirkungsweisen:

  • Das Walzen-Prinzip: Hier werden, ähnlich wie bei einer Trommelbremse, zwei Sperrkörper radial in den Nabenkörper gepresst. Diese Art des Rücktritts gilt als besonders langlebig und robust.
  • Das Komet-Prinzip: Hier werden, wie bei einer Scheibenbremse, drei Scheiben aus Bronze und zwei Scheiben aus Stahl abwechselnd auf die Achse geschoben und dort axial zusammengepresst.

Profirad.de fasst für Sie die größten Vor- und Nachteile der Rücktrittbremse auf einen Blick zusammen:

  • unabhängig von der Witterung
  • äußerst robust und zuverlässig
  • wartungs- und verschleißarm
  • Möglichkeit zu bremsen, ohne den Griff loszulassen (Gerade bei Kindern ein großer Vorteil)

  • Spontane Notbremsung erreicht nicht die maximale Bremskraft
  • Bremsung nur bei funktionierender Kette
  • hohes Gewicht
  • Pedale können nicht rückwärts getreten werden

2. Welche Bremse verwende ich auf welchem Fahrrad?

Diese Frage lässt sich nicht mithilfe einer Tabelle eindeutig beantworten. Zwar werden auf Trekkingrädern hauptsächlich Felgenbremsen verwendet, während bei Mountainbikes zunehmend Scheibenbremsen häufiger verbaut werden. Doch letzlich liegt die Entscheidung, welche Bremse Sie an Ihrem Fahrrad verbauen lassen wollen immer bei Ihnen.

Tipp: In unseren Fahrrad-Ratgebern erfahren Sie, bei welchem Fahrrad welche Bremse am häufigsten verbaut wird. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass diese auch die perfekte Bremse für Ihre Bedürfnisse ist.

Grundsätzlich kann man jedoch behaupten, dass die Scheibenbremsen die klassischen Felgenbremsen mehr und mehr vom Markt verdrängen. Unser Bremsen-Ratgeber fasst für Sie nochmals die größten Vor- und Nachteile der moderneren Scheibenbremse gegenüber der Felgenbremse zusammen:

  • stets optimale Bremsleistung, auch bei Nässe und/oder Glätte
  • Keine Felgenerhitzung und kein Felgenabrieb
  • geringere Handkraft benötigt
  • Möglichkeit, mit sehr breiten Felgen zu fahren
  • ein “Achter” beeinträchtigt das Bremsverhalten nicht

  • Preis: Scheibenbremsen sind grundsätzlich teurer als Felgenbremsen
  • höheres Gewicht
  • komplexer und “Reparatur-unfreundlicher”
  • “schleifendes” Geräusch
  • hohe Verbiegungs- bzw. Beschädigungsgefahr beim Transport

 

Info: Beachten Sie vor dem Kauf Ihrer Bremse immer, ob Sie bereit sind in die moderneren Scheibenbremsen zu investieren. Gerade wenn Sie mit Ihrem Citybike nur ein paar Mal in der Woche unterwegs sind, reichen Felgenbremsen vollkommen aus. Wer allerdings öfter mit seinem Mountainbike – auch in unwegsamen Gelände – unterwegs ist, sollte auf die Vorteile der Scheibenbremse nicht verzichten.

3. Fragen und Wissenswertes rund um die Fahrradbremse

3.1 Muss ich meine Bremsen einbremsen?

Sie sollten Ihre Scheibenbremsen immer unbedingt einbremsen. Beachten Sie dabei, dass Sie beim Einbremsen immer nur eine Bremse verwenden und die andere im Ruhezustand lassen. Auch wenn Sie Ihre Bremsen richtig eingebremst haben, kann es danach zu einem leichten “Quietschgeräusch” kommen. das leigt meist daran, dass Schmutz auf die Bremsbeläge gelangt ist. Diesen können Sie mithilfe eines Sandpapiers vorsichtigen entfernen. Achten Sie darauf, dass kein Kettenöl auf die Bremsbeläge gelangt. In diesem Fall müssen Sie die Bremsbeläge nämlich ersetzen. Metallische Beläge quietschen außerdem grundsätzlich mehr als organische.

V-Brakes müssen Sie dagegen nicht einbremsen.

3.2 Wie oft muss ich meine Scheibenbremsen überprüfen lassen?

Bremsen: Fahrradsturz

Sie sollten Ihre Bremsen rechtzeitig überprüfen lassen – sonst endet es im schlimmsten Fall so…

Sie sollten Ihre Scheibenbremsen mindestens einmal im Jahr kontrollieren (lassen). Bei hydraulischen Scheibenbremsen muss hin und wieder die Bremsflüssigkeit neu befüllt werden. Mechanische Scheibenbremsen sollten Sie dagegen auf ihre Leichtgängigkeit checken. Spätestens ab einer Reststärke von 0,5mm sollten Sie Ihre Bremsbeläge dann endgültig wechseln.

3.3 Was ist laut StVZO bei Bremsen vorgeschrieben?

Laut StVZO muss jedes Fahrrad, das auf deutschen Straßen unterwegs ist, zwei voneinannder unabhängige Bremsen besitzen. Dabei sind Bauart, Wirksamkeit und Beschaffenheit der Bremsen nicht von Belang. Was Sie sonst alles beachten müssen, wenn Sie mit Ihrem Fahrrad die Straßen unsicher machen wollen, erfahren Sie in unserem StVZO-Ratgeber oder auf der Internetseite des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).